
§1 Populationsbilanzen 57
Durch die allgemeine Wahl der Integrationsgebiete und der Stetigkeit der Integranten
erlaubt dies nun die nachstehende Definition der Populationsbilanz der dispersen Phase,
Akkumulation Konvektion Zerteilung Vereinigung
∂
e
f
∂
e
t
+ ∇
i
·
e
u
i
e
f
+ ∇ ·
e
u
e
f
=
Z
Ω
e
i
h
br
dV
e
i
+
Z
Ω
e
i
h
agg
dV
e
i
.
(III.1)
Eine wichtige Vereinfachung, die hier wie in vielen anderen Modellen zu Popula-
tionsbilanzen auch, gemacht wird, ist die Vernachl
¨
assigung von direkter Interaktion
zwischen einzelnen Partikeln. Wie in [Ram00] beschrieben, ist nur eine indirekte Wech-
selwirkung zwischen den Partikeln
¨
uber den Umweg der kontinuierlichen Phase erlaubt.
Diese Modellannahme ist immer dann m
¨
oglich, wenn, wie bei dem im Folgenden be-
trachteten Ausf
¨
allungsprozess, die zu erwartende Gr
¨
oße der Eigenschaftskoordinate(n)
klein gegen
¨
uber der Gr
¨
oßenordnung der kontinuierlichen Phase ist und die Gesamtzahl
der Partikel im System so gering ist, dass sie die kontinuierliche Phase nicht direkt
beeinflussen. Man spricht in diesem Fall auch von sogenannten d
¨
unnen L
¨
osungen. Des
Weiteren ist eine effiziente Auswertung der globalen Integralterme mit einem hohen
Rechenaufwand verbunden, da geeignete numerische Verfahren ben
¨
otigt werden, um
vollbesetzte Matrizen zu vermeiden [GH03, BGH03]. Von der verfahrenstechnischen
Seite besteht zus
¨
atzlich noch das Problem, dass die analytische Gestalt der Kerne in
den Quellen und Senken, wenn
¨
uberhaupt, nur ann
¨
ahernd bekannt ist. Hier ist von
Vorteil, dass die Vorg
¨
ange der Vereinigung und Zerteilung von Partikeln bei chemi-
schen Ausf
¨
allungsprozessen oft nur eine untergeordnete Bedeutung haben und daher
in diesem Fall vernachl
¨
assigt werden k
¨
onnen. Mit dieser Einschr
¨
ankung auf indirekte
Wechselwirkungen vereinfacht sich die Populationsbilanz der dispersen Phase zu
∂
e
f
∂
e
t
+ ∇
i
·
e
u
i
e
f
+ ∇ ·
e
u
e
f
= 0. (III.2)
Das Spektrum der Anwendungen von Populationsbilanzen (III.1) bei eigenschafts-
verteilten Prozessen in der chemischen Industrie und Verfahrenstechnik ist, wie bereits
erw
¨
ahnt, groß. Sie k
¨
onnen von Zerkleinerungs- oder Kristallisationsprozessen
¨
uber Par-
tikelf
¨
allungen bis zu Emulsionen oder Aerosolen, wie Bakterien oder Rauch, vieles be-
schreiben. Abh
¨
angig von der Art des Prozesses sind die Individuen der Population und
die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften zu w
¨
ahlen. Die spezifischen Eigenarten eines
Beispielprozesses spiegeln sich dabei in der Art und Anzahl der Eigenschaftskoordinaten
und ihrer Ver
¨
anderungsrate
e
u
i
wider.
Im Folgenden soll auf die Simulation einer Populationsbilanz mit einer inneren Ko-
ordinaten eingegangen werden. Als Beispiel wurde eine F
¨
allungsreaktion gew
¨
ahlt, da
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